- Magelone
- Magelone,Gestalt der provenzalischen Sagentradition; die Tochter eines Königs von Neapel wird von ihrem Geliebten getrennt, wartet unerkannt in dessen Heimat und wird nach Jahren wieder mit ihm vereint. Die Forschung nimmt eine aus mehreren Märchenmotiven kombinierte orientalische Urform (Nähe zu einer Erzählung aus »Tausendundeiner Nacht«) an, deren Derivate im 15. Jahrhundert nach Europa gelangten: In Italien entstand im 15. Jahrhundert das Gedicht »Istoria di due nobilissimi amanti Ottinello e Giulia«; seit Mitte des 15. Jahrhunderts ist in Frankreich der Magelonestoff nachweisbar, wohl ursprünglich als Gründungslegende der Kathedrale von Maguelonne erzählt (»Histoire de Pierre de Provence et de la belle Maguelonne«), die dann zuerst anonym, 1527 von Veit Warbeck (* 1490, ✝ 1534) unter dem Titel »Histori von dem Ritter. .. und der schönen Magelonna« (gedruckt 1535) ins Deutsche übertragen wurde. Auf letztere Fassung gehen alle weiteren Bearbeitungen zurück, so v. a. im 16. Jahrhundert bei H. Sachs (als Meistersang, Spruchdichtung und Drama) und J. de Timoneda (»El patrañuelo«, 1567), im 17. Jahrhundert durch Lope de Vegas Dichtung »Los tres diamantes« (1609). Die lyrisch-märchenhafte Wiederbelebung des Stoffes in Deutschland erfolgte in L. Tiecks »Wundersamer Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter aus der Provence« (1797, veröffentlicht in »Volksmaehrchen«, herausgegeben 1812 von P. Leberecht).
Universal-Lexikon. 2012.